Plauen

Dubioser Verkehr im Plauener „Herzilein“

25.05.2007 // Vogtlandanzeiger // Archiv

In den Skandal um mutmaßliche Verbindungen zwischen kriminellen Netzwerken und hohen Amtsträgern in Sachsen sollen etwa 200 Personen verwickelt sein – darunter Politiker, Juristen und Polizisten. Neben Leipzig, Chemnitz und Dresden seien auch in Plauen von den Verfassungsschützern solche Verflechtungen in den bislang geheimen Akten aufgedeckt worden. Der Fall Sporer (wir berichteten) scheint wieder aktuell.

PLAUEN – Während des Baumafia-Prozesses 1999 in Hof wurde der damalige Kripo-Chef Karlheinz Sporer, der 1991 aus Oberfranken ·nach Plauen kam, im Herbst vom Kronzeugen B. schwer belastet. Dieser behauptete, Sporer habe die Unterwelt im Vogtland vor Razzien gewarnt und dafür kostenlos die Dienste in einem Plauener Bordell in Anspruch nehmen können. Der Kripo-Chef hatte die Vorwürfe vor Gericht bestritten. Nur wenige Monate später, Anfang Dezember, wurde seine Leiche an einem Jägerhochsitz bei Regnitzlosau gefunden. Die Plauener Polizei sprach von Selbstmord.

Bei dem genannten Bordell handelt es sich um das „Herzilein“ in der Ludwig-Richter-Straße, das mittlerweile schon einige Jahre geschlossen ist, aber Anfang der 90er Jahre, das erste derartige Etablissement in Plauen war. Nach Aussage gut informierter Kreise, habe Sporer selbst die Idee zu dem Bordell gehabt, um dort, wie es heißt, das Rotlicht- und Drogenmilieu gut unter Kontrolle zu haben. Er habe darauf gesetzt, dass sich dort die gesamte Unterwelt trifft. Um nur allein zu entscheiden, wie man gegen sie vorgehen werde, habe er auch alle von der Stadt geplanten Kontrollen wissen wollen. Er habe sich mit seiner Idee bei Plauener Kommunalpolitikern durchgesetzt. Das Haus, das einer Firma des Plauener Bauunternehmers Roland Wettengel gehörte, sei von der Stadt als Gaststätte genehmigt und das Bordell mit Ausnahmegenehmigung geduldet worden. Erster Pächter des Bordells sei der im Baumafia-Prozess wegen Millionen-Betrugs und Einschleusung von Ausländern sowie illegaler Beschäftigung verurteilte Ex-Mechelgrüner Bauunternehmer Hans-Joachim Paul gewesen. Sporer – und wie es heißt – weitere seiner Kollegen, aber auch Politiker seien in dem Bordell ein- und ausgegangen. Nach Aussage des Kronzeugen – selbst auch kein Unschuldslamm, pleite und hoch verschuldet – hätten gewisse Kreise nach Sporers Anordnung freien Eintritt, sprich kostenlose Verpflegung und Verkehr, in dem Bordell gehabt. Der Kripo-Chef hätte im Gegenzug die Bauunternehmer mit Hinweisen zu geplanten Razzien versorgt.

Im Juli 1999 leitete die Staatsanwalt Zwickau ein Ermittlungsverfahren gegen Sporer ein, ein halbes Jahr später war er tot. Zweifler an einem Selbstmord wollen einen Zusammenhang mit dem Mord an dem Autohändler Andrej Kraft sehen. Die verkohlte Leiche des in Plauen lebenden Russen wurde im August 1999 bei Gassenreuth, gefunden. Der Mord an dem Autohändler ist nicht aufgeklärt.

Kurz nach Sporers Tod war der Plauener Oberstaatsanwalt Maximilian Strohmayer nach Oberfranken zurückgekehrt.